Letzte Aktualisierung vor 2 Jahren
Mein Kind Lebensborn wird thematisch hoffentlich sehr viele Menschen ansprechen. Denn dieses Rollenspiel geht wahrlich an Herz. Als Spieler adoptiert ihr in diesem Game ein Nazikind, das in Norwegen großgezogen werden soll. Es ist ein edukatives Spiel der norwegischen Studios Teknopilot und Sarepta Studio.
Neben der historischen Situation werden Alltagsprobleme zum Thema, die Kinder auch heute inner- und außerschulisch kennen. Das Spiel ist ganz sicher kein Kinderspiel und sollte auch nicht von Kids unter 12 Jahren gespielt werden – alle anderen den emotionalen Ballast verarbeiten können, den das Spiel durch das Schicksal eines Nazikindes transportiert. Das Rollenspiel hat jetzt ein Update erhalten (6. Mai 2022).
Und darum geht es in Mein Kind Lebensborn: Das Game erzählt eine aufwühlende Geschichte über Unschuldige während der Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges. Ihr schlüpft in die Rolle eines Elternteils, das ein Adoptivkind im Norwegen der Nachkriegszeit großzieht.
Die Story entwickelt sich mit zunehmend fataleren Negativereignissen. Denn die anderen Kinder und die Lehrkräfte grenzen das Kind wegen seiner Herkunft aus.
Mein Kind Lebensborn kann mit einem Jungen oder einem Mädchen gespielt werden
Zu Beginn des Spiels kann ein Charakter für den eigenen Schützling ausgewählt werden: der Junge Klaus oder das Mädchen Karin. Diese Wahl ist für den Spielverlauf unerheblich. Beide Kinder erleben die gleichen Ereignisse. Die Dialoge verändern sich nicht. Das Gameplay in My Child Lebensborn kann euch auf den ersten Blick an Pou oder My Talking Tom erinnern, aber es bietet ein viel intensiveres Spielerlebnis.
Dies sind eure Aufgaben in Mein Kind Lebensborn: Ihr müsst in einer Fabrik arbeiten, Essen zubereiten, das Kind baden, waschen und – wie es sich gehört- auch eine Gutenachtgeschichte vorlesen. Zum Alltag gehört auch das Lesen von Zeitungen und das Schreiben eines Tagebuchs.
Dabei werdet ihr über historische Ereignisse der damaligen Zeit informiert. Sowohl die Nachkriegszeit als auch die Besetzung Norwegens durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg werden thematisiert.
Ihr müsst in Mein Kind Lebensborn aber auch lernen, wie ihr eure finanzielle und familiäre Situation mit der Zukunft verbinden könnt, die ihr dem Kind bieten wollt, und versuchen, es so gut wie möglich zu erziehen. Das ist keine leichte Aufgabe.
Beeinflusst in dem Game Mein Kind Lebensborn mit euren Entscheidungen die Gefühle, Persönlichkeit und Weltanschauung eures Kindes. Ihr sehr die die Auswirkungen eurer Entscheidungen direkt im Ausdruck und der Körpersprache des Kindes.
Euer Kind weiß nicht, was ein Nazikind ist
Euer Kind (ob nun als Junge oder Mädchen) weiß nicht, was mit Nationalsozialismus gemeint ist, weswegen es schon bald nachfragt, was ein Nazikind sei. Das Kind ist nicht böse; erst recht nicht zu den Nachbarn oder den anderen Kindern in der Schule. Es ist einzig dessen Ursprung, der auf Ablehnung stößt.
Jetzt kommt ihr ins Spiel: Wie bringt ihr es eurem Kind bei, damit umzugehen? Wenn es von der Schule nach Hause kommt und seine Laune auf einem erneuten Tiefpunkt angelangt ist, erzählt es von den negativen Ereignissen des Tages. In verschiedenen Antwortmöglichkeiten könnt ihr dem Kind so Mut machen, es trösten oder beibringen, diese Dinge einfach zu ignorieren.
Das Spiel Mein Kind Lebensborn bedient sich eines relativ einfachen Bedürfnissystems, das Spielerinnen und Spieler steuern. Euer Kind benötigt Nahrung, Hygiene und Spaß. Dabei ist es nicht erforderlich, die Werte im grünen Bereich zu halten. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse nicht komplett unerfüllt bleiben. Euer Kind hält sogar komplett ohne die Erfüllung der Bedürfnisse ein bis zwei Tage aus, bevor es Reißaus nimmt und das Spiel damit in einem Game Over endet.
Das Spiel (in der iOS-Version ist es nur kostenpflichtig zu haben) ist eigentlich ganz einfach, die Bedienung ist kinderleicht und mit wenigen Mausklicks bekommt man alles, was man brauch, um das Rollenspiel zu lösen. Es gibt keine Kämpfe oder besonders komplexe Puzzles und eure täglichen Aufgaben sind ebenfalls minimal.
Profispieler werden das Game sehr schnell durchgespielt haben
Aber darauf kommt es meiner Meinung nach nicht an. Weil ich denke, dass jeder Spieler nach dem Spielen eine ganz andere Sicht auf unterschiedliche Dinge bekommt.
Es gibt aber auch (kleine) Kritikpunkte: Ein Punkt liegt im irrational verteilten Verbrauch der Zeiteinheiten. Das macht das Tagesmanagement schwierig und äußert sich zum Beispiel im Bereich Lebensmittel. Fertige Gerichte oder Lebensmittel kaufen kostet keine Zeit, Essen selber kochen aber sehr wohl. Für jedes Gericht fällt somit eine Zeiteinheit an, während fertige Gerichte in beliebigen Mengen für eben selbige Zeiteinheit gekauft werden können und zudem gleich satt zu machen scheinen.
Erfahrt hier mehr über Lebensborn
Zwischen 1936 und 1945 ließ Himmler, Reichsführer der SS und Vertrauter von Hitler, mehr als 20 Heime errichten. In diesen sollten Mütter, die ein uneheliches Kind erwarteten, während der Schwangerschaft betreut und unterstützt werden. Aufgenommen wurden jedoch nur Frauen, die „rassisch und erbbiologisch wertvoll“ waren, wie es in der Satzung des Vereins hieß. Organisatorisch gehörte Lebensborn zur SS, durch ihre Mitglieder finanzierte er sich auch.
Mithilfe von Lebensborn wollte Himmler die Geburtenrate arischer Frauen erhöhen. Für die Nazis war der Verein eine Art Lebensbrunnen, aus dem sie neuen Nachwuchs gewinnen wollten – Born war früher ein anderes Wort für Quelle.
Etwa 8000 bis 9000 Kinder kamen zwischen 1936 und 1945 in deutschen Lebensbornheimen zur Welt. Genaue Zahlen gibt es nicht, da viele Dokumente nach dem Krieg verloren gingen oder zerstört wurden. Als der Krieg 1945 vorbei war, mussten sich einige Mitglieder des Lebensbornvereins für ihre Taten vor Gericht verantworten. Der Gründer Heinrich Himmler entzog sich allerdings seiner Verantwortung, indem er am 23. Mai 1945 Selbstmord beging.
Fazit: Mein Kind Lebensborn wird jeden fürsorglichen, hartnäckigen Spieler mit einer unauslöschlichen Erinnerung zurücklassen.